Danke an Random House Bloggerportal und btb Verlag für die freundliche Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars. Ich war sehr gespannt auf dieses Psycho-Thriller, besonders weil die Autorin anscheinend professionelles Wissen zum Thema Trauma und Psychiatrie hat: sie hat Psychologie studiert, in der Psychiatrie mit Menschen mit traumatischen Ereignissen gearbeitet, und ist nun Psychotherapeutin.
Klappentext
Leila wacht auf, und ihr Leben ist nicht mehr dasselbe. Wie ist sie an diesen Ort geraten, in dieses Bett, in diese Psychiatrie? Erinnerungen mischen sich mit Ahnungen, sie hat Angst, sie weiß nicht mehr, wer sie wirklich ist. Wann ist ihr Traum zum Alptraum geworden? Und was hat sie wirklich getan?
Meinung
Eine Mörderin zu sein ist leicht. Mit diesem spannungsvollen Satz eröffnet die Protagonistin die Geschichte und beschreibt weiter eine blutige Mordtat aus erster Perspektive. Von hier an versucht sie über fast 200 Seiten festzustellen, ob ihre Erinnerung nur ein Alptraum war, ob sie eine wahre Mörderin ist, oder ob sie auf die eine oder andere Weise in den Mord verwickelt ist.
Um sich zu erinnern, stellt sie (sich) viele Fragen und nimmt die LeserInnen in ihr Gedankenkarussel mit. Auf viele Rundgänge hätte ich gerne verzichtet, denn es fühlt sich eher wie Rauschstörung als aufschlussreiche Introspektion. Klar, Denkstörungen sind auch mögliche Anzeichen einiger psychiatrischen Störungen, aber der schriftliche Ausdruck ist nicht so gut gelungen. Ich fand den Schreibstil ermüdend und lästig: zu viele kurze Sätze. Unterbrochen. Ohne Verb. Ob etwas, ob jemand…? Ein Name. Ein Objekt. Pause.
Ich bin durchgedreht. Vollständig. Und ich bin allein. Ganz allein. Bin ich ohnmächtig? Träume ich?
S. 105
Die Figuren sind ziemlich eindimensional und stereotypisch gezeichnet, besonders das Ehepaar reicher-kontrollierender-Geschäftsmann und träumerische-ratlose-Musikerin. Wenn die Protagonistin sich wieder besinnt, spricht sie zwar in kohärenteren Sätzen, aber macht auch kindische Witze:
In diesem Moment schwingt die Badezimmertür quietschend auf […] Maya und Friederike zucken erschrokend zurück, als sei Godzilla höchstpersönlich durch die Wand gebrochen.
S. 305
und fragwürdige Bemerkungen:
“Du sieht aus wie ein junger Mann! Du bist ja nicht mal geschminkt.” […] “Weißt du was, ich will mich ab sofort auch wie ein Mann benehmen. Und jetzt habe ich Hunger und Durst. Ich will… was mögen Männer am liebsten? […] Pizza. Und Bier.”
S. 141
Nach dem plot twist (ich gebe zu, ich hatte es nicht erwartet, also ein +) in den letzten Seiten endet die ganze Geschichte wie einen all-is-well-when-it-ends-well-Film, in einem positiven Ton und mit vagen (rechtlichen) Folgen. Nachdem ich das Buch fertig gelesen hatte, blieben mir die Fragen: Was sollte das eigentlich sein? Ein Psycho-Thriller? Eine Liebesdrama? Ein Kommentar zu schmutzigen Geschäften und psychiatrische Einrichtungen? Zu wenig davon und oberflächlich dafür. Sollte es ernst oder humoristisch sein? Dunkles Humor war das nicht wirklich. Und was war die beabsichtigte Botschaft dieses Buches? Unklar.
Empfehlung
Nein danke.